Wildkräuter findet man das ganze Jahr über auf Wiesen und Feldern, am Wegesrand und in vielen Kleingärten.

Sie sind wichtig für die Vielfalt der Bio­diversität. Für Bestäuber wie Bienen, Hummeln und andere Insekten sind sie eine lebensnotwendige Nahrungsquelle. Diese sind wiederum wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette insbesondere von Vögeln, aber auch von Fledermäusen, Fröschen, Eidechsen etc.

 

Aber auch für uns Menschen sind Wildkräuter interessant.

Schon unsere Vorfahren wussten um ihre Wirkung bzw. Heilkraft. So wurde Spitzwegerich bei Husten, Löwenzahn bei Verdauungsbeschwerden, Gänseblümchen bei unreiner Haut und Giersch bei Gicht verwendet.

Auch geschmacklich lassen sie sich gut zu Salaten, Pesto, Spinat und in Quark oder in Smoothies verarbeiten.

Wildkräuter sind reich an Vitaminen, Mineralien wie Kalium und Magnesium, Bitterstoffen und Gerbstoffen sowie Ballaststoffen und damit eine vitalstoffreiche Ergänzung zu unserer Ernährung. 

 

Nicht alle krautigen Pflanzen, die auf Felder, Wiesen und an Wegrändern gedeihen, sind essbar.

Deshalb sollte man beim Sammeln von Wildkräutern nur diejenigen Pflanzen pflücken, bei denen man sich 100% sicher ist.

Wildkräuter-Neulinge sollten daher am Anfang auf Löwenzahn, Brennessel und Gänseblümchen zurückgreifen.

Empfehlenswert ist es auch, nicht mehr wie eine Handvoll von Wildkräuter täglich zu essen, da sie einen viel höheren Nährstoffgehalt als herkömmliche Gemüsesorten haben.

Schafgarbe, Wiesen-Kerbel und Wilde Möhre sind besonders am Anfang für viele schwer von Hundspetersilie und Schierling zu unterscheiden und Bärlauch zum Beispiel schnell mit dem giftigen Maiglöckchen oder Aronstab verwechselt werden. 

Unter Obstbäumen oder im Wald findet man das Scharbockskraut, dass ab seiner Blüte nicht mehr gegessen werden sollte.

Zur Vermeidung von Verwechslungen und zum genaueren Unterscheiden empfehlen sich bebilderte Ratgeber im Buchhandel/Internet und Apps, aber auch Kräuterkurse und Kräuterwanderungen.

 

Wildkräuter sammelt man am besten abseits vielbefahrener Straßen, Hundegassi-Routen, Wildwechsel-Pfaden und gedüngten Wiesen, Weiden und Feldern.

Früher wurden diese Unkräuter auf Felder und Äckern mechanisch reduziert.

Seit Jahrzehnten werden dort flächendeckende Herbizide zur *Bekämpfung* eingesetzt. Aber auch Mineraldünger und Gülle sowie Monokulturen haben zu einer drastischen Reduzierung der Artenvielfalt geführt hat. Nicht nur im Schienenverkehr werden Herbizide eingesetzt, auch bei vielen Hobbygärtnern finden sie ihre Anwendung.

Herbizide gehören zu den Pestiziden. Als chemisch­-synthe­tische Stoffe schädigen sie oder wirken töd­lich auf be­stimmte Tiere und Pflan­zen.

Herbizide verbleiben nicht da, wo sie ausgebracht werden. Sie werden über die Luft kilometerweit verweht, landen zum Beispiel in Wäldern oder Natur­schutz­gebieten, versickern im Grundwasser und verändern die Artenzusammensetzung der Bodenorganismen.

Deutsch­land, Großbritannien und die Schweiz sind die grössten Pesti­zid­exporteure der Welt und bedienen damit lukrativ den Weltmarkt. Darunter sind auch Her­bi­zide wie Atrazin oder Paraquat, die in der EU aufgrund ihrer gesundheits- oder umwelt­schädigenden Wirkung gar nicht mehr zugelassen sind.

 

In Naturschutzgebieten ist es leider nicht erlaubt, Wildkräuter zu sammeln.

Mit Respekt zur Natur sollte man Wildkräuter auch nur in kleinen Mengen pflücken. Dafür eignen sich am besten ein Körbchen, eine Brotdose oder ein Stoffbeutel.

Am besten ist es die Wildkräuter noch am selben Tag zu verbrauchen. Ansonsten lassen sich auch für einige Tage verschlossen in einer Box im Kühlschrank aufbewahren.

Eine weitere Alternative ist, die Wildkräuter wie einen Blumenstrauss in ein Gefäss mit Wasser zu stellen. Blütenknospen und andere Pflanzenteile lassen sich auch in Slazlake-Lösung, Öl oder auch Honig einlegen.

Auch das Trocknen mit einem Dörrgerät oder kopfüber aufgehängt ist eine weitere Alternative der Haltbarmachung.

Das Suchen von Wildkräuter verbindet uns auch immer wieder mit der Natur und unseren Ursprüngen, als unsere Vorfahren noch Jäger und Sammler waren. 

 

 

BRENNESSEL

Die Brennessel lässt sich vielseitig verwenden, da sie reich an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen wie Kalium, Magnesium, Phosphor,  Eisen und Kalzium ist. Sie hat ein herbes Aroma und wirkt in der Naturheilkunde mit ihren Antioxidantien und Mineralstoffen:

  • blutreinigend
  • harntreibend

  • stoffwechselfördernd

  • nervenberuhigend
  • festigt Knochen und Zähne
  • rheumaberuhigend
  • ballaststoffreich

 

 

Die Brennessel findet ihre Verwendung in Tee, Gemüse, Brotaufstrich oder als Färbemittel für Nudeln und Gnocchis.

Die Brennesselsamen sind sind ein guter Eiweisslieferant. Da sie im Geschmack leicht nussig sind lassen sich ideal als Gewürz für Salate, Suppen, Quark oder auch im Smoothie verwenden.

Für die Ernte der Brennesselsamen pflückt oder schneidet man die Samenstände ab und legt sie auf ein Tuch oder in eine hochwandige Schüssel. Dann schüttelt man die Pflanzenteile, damit die Samen ausfallen.

Zum Herausfiltern der Samen verwendet man ein grobes Sieb. Anschliessend werden die Samen im Backofen auf Backpapier ca. 1 Stunde bei 50 Grad oder im Trockner nachgetrocknet. 

Die Brennessel findet man überwiegend an sonnigen bis halbschattigen Standorten.

Ihre Brennhaare enthalten Histamine, die bei Eindringen in unsere Haut das Brennnen verursachen. 

Deshalb ist es ratsam, beim Sammeln von Brennesseln entweder Handschuhe zu verwenden oder die Blätter von unten nach oben streichend pflückend oder einfach mit der Schere schneiden.

 

Auch Schmetterlinge wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Admiral lieben die Brennessel als Nahrungsquelle.

Im Garten lässt sie sich prima als Jauche für Schädlinge oder zum Düngen einsetzen. 

 

Brennessel-Brotaufstrich

 

- 3 Handvoll frisches Brennesselkraut

- 1 Zwiebel

- 1 Essl. Öl

- Salz, Pfeffer, Chilli, Zitronensaft etc. nach Belieben
Zwiebel fein hacken und im Öl goldgelb anbraten, dann die gegeschnittenen und gewaschenen Brennessel dazugeben und mit etwas Wasser ablöschen. Ca. 10 Minuten unter gelegentlichem Umrühren leicht einköcheln lasse. Dann mit einem Mixer fein prürieren, mit den Geürzn abschmecken und in ein Schraubglas abfüllen.  
Brenneseltrank
- 1 Handvoll Brennessel
- 1 Liter Wasser
Brennesseln waschen und mit kochendem Wasser übergiessen. Kurz ziehen lassen und dann abseihen.
Wer möchte kann es mit etwas Zitrone verfeinern. Das Brennesselwasser über den Tag verteilt trinken.
Die abgesiebten Brennesseln können als Gemüse verwendet werden.

 

Brennessel Einreibung

Das Öl macht den Kopf frei und unterstützt die Gedächtnisleistung.

Ich selbst verwende es auch bei Schmerzen in den Armen oder Beinen.   

 

- 1 kleiner Strauss frischer Brennesseln

- Sonnenblumen-, Oliven- oder Sesamöl

- Schraubglas

 

Brennesseln im Mörser so lange quetschen, bis sie richtig Saft abgeben. Oder mit einem Mixer Brennessel und Olivenöl zusammen mixen.  Dann den Saft in ein Schraubglas geben und im Verhältnis 1:3 mit dem Öl auffüllen und 2 Tage an einem sonnigen Ort stehen lassen. Das Öl ist so 3 Monate haltbar.

Das Öl vor dem Auftragen kurz schütteln,das Brustbein und die Schläfen oder arme und Beine damit einreiben.

 

GÄNSEBLÜMCHEN

Das Gänseblümchen mit seinen gelblich weissen Blüten ist fast ganzjährig zu finden.

Mit seiner Wirkweise ist es ein wahres Multitalent. In der Naturheilkunde wird es seit Jahrhunderten bei Akne, Entzündungen, Wunden und vielen anderen Hautproblemen eingesetzt.

Durch seine  Saponine, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, Vitamin C  kommt es auch bei Erkältungskrankheiten und bei Problemen mit den Verdauungsorganen zum Einsatz. Es wirkt entkrampfend sowie entzündungshemmend. Gleichzeitig regt es den Lymphfluss an und wirkt damit unterstützend auf den gesamten Stoffwechsel.

Das Gänseblümchen kann als Tee, Tinktur oder mit seinen Blüten für Salate, Suppen oder Desserts verwendet werden.

 

Gänseblümchenhonig

1 Handvoll Gänseblümchen

500gr. flüssiger, regionaler Bio-Honig

 

Zusammen den Honig und die Blüten in ein verschliessbares Glas geben, gut vermischen und an einem hellen und warmen Ort 4 Wochen ziehen lassen.

Die Blüten werden nicht abgefiltert, da man sie mitessen kann. Das stärkt das Immunsystem, hilft lindernd bei Hustenkrämpfen und Erkältungen.

 

Gesichtswasser bei unreiner Haut

2 Essl. Gänseblümchen

300ml heisses Wasser

 

Die Gänseblümchen mit dem heissen Wasser übergiessen, ca. 20 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und die Blüten dabei gut ausdrücken. Alles in eine kleine Flasche abfüllen. Einen Wattebausch damit tränken und die Haut damit behutsam 2x täglich damit abreiben. Das beruhigt und unterstützt die Abheilung der unreinen Haut. 

 

LÖWENZAHN

Der Löwenzahn ist uns aus den Kindertagen auf den Wiesen mit seinen gelben, leuchtenden Rosetten und als Pusteblume bekannt.

Er wächst fast das ganz Jahr über wild und enthält selten vorkommende Bitterstoffe.

Deshalb wird er in der Volksheilkunde bei Appetitmangel, Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl und Blähungen, bei Störungen im Bereich des Gallenabflusses und zur Anregung der Harnausscheidung bei entzündlichen Erkrankungen und Steinbildung angewandt.

Daher ist der Löwenzahn der Ginseng des Westens.

 

Löwenzahnblätter lassen sich gut zum Salat, aber auch gekocht als Spinat verwenden.

Essbar sind auch die geschlossenen Blütenknopsen angebraten oder gedünstet. Eingelegt in Essig und Salz sind die Knospen wie Kapern-Ersatz. 

Die Wurzeln lassen sich einfach ausgraben und können frisch, gekocht oder getrocknet verwendet werden.

Stark gedüngte Wiesen oder Weinreben sollte man dabei meiden, da Löwenzahn dort viel Nitrat aufnimmt. 

Löwenzahn-Smoothie

1 Handvoll Löwenzahn

1 Handvoll Wildkräuter wie Vogelmiere, Brennessel, Gänseblümchen

1 Orange, Bio geschält

1 Stück Orangenschale daumengross (nicht grösser, da unter der Schale neben den sekundären Plfanzenstoffen auch die Bitterstoffe liegen)

500ml Bio-Apfelsaft

 

Alle Wildkräuter waschen, trockentupfen, in ein hohes Gefäss geben und zusammen mit der Orange, Oragenschale und dem Apfelsaft mit dem Mixer oder einem Hochleistungsmixer sämig fein pürieren. Frisch geniessen, sonst setzt sich der Smoothie ab.  

 

Würzpaste

150 gr. frische Wildkräuter wie Löwenzahn, Giersch, Gundermann, Spitz/Breitwegerich etc. oder alternativ Petersilie, Schnittlauch,

           Basilikum

150 ml Apfelessig

   2 Essl. mittelscharfer Senf

   3  Essl. geriebener Meerrettich oder aus dem Glas

 50 gr. Olivenöl

180 gr. Agavendicksaft oder Honig

 

Die Kräuter fein schneiden, alle restlichen Zutaten dazugeben und mit dem Stabmixer zu einer zähflüssigen Masse mixen. Dann in kleine Gläser abfüllen.

Die Senföle in Meerrettich und Senf wirken natürlich antibiotisch und unterstützen das Immunsystem.

Dafür nimmt man einen Teelöffel voll ein, kann es aber auch für Salatsossen, Suppen, Sossen oder vermengt mit Quark als Brotaufstrich verwenden.

MARIENDISTEL

Die Mariendistel kommt auch in unseren Breiten vor. Sie kann eine Wuchshöhe von bis zu 1,50 Meter erreichen.

Sie zeichnet sich durch ihre dornigen Blättern mit weiss marmorierter Struktur aus.

Die Pflanze erscheint im 1. Jahr niedrig als Blattrosette, um sich im 2. Jahr mit ihrer Wuchshöhe und ihren schönen, rundlichen und buschigen, fuchsiafarbenen Blüten zu entfalten.

Die Blüten enthalten dann auch die schwarzbraunen Früchte, welche man im Spätsommer erntet.

Sie besitzen den Flavonoidkomplex Silymarin, dass stabilisierend auf die Zellwände der Leber wirkt und die Regenierung bzw. die Neubildung anregt. Es wirkt gleichzeitig entzündungshemmend, antioxidativ und regulierend.

Deshalb werden die Früchte in der Naturheilkunde bei Lebererkrankungen wie Fettleber, Hepatitis, aber auch bei Migräne, Übelkeit, Vergiftungen oder bei leberschädigenden Medikamenten eingesetzt.

Auch vorbeugend als Leberkur können sie über mehrere Wochen eingesetzt werden. Lediglich bei einer Korbblütlerallergie ist Vorsicht geboten.

Die Mariendistel ist ebenfalls eine Wohltat für Schmetterlinge und Bienen.

 

SCHARBOCKSKRAUT

Das Scharbockskraut gehört zu den ersten Wildkräuter, die sich im Frühjahr zeigen. Da man es meist an Bachläufen, Flüssen, feuchten Wiesen und in Laubwäldern unter Bäumen und Sträuchern wächst, ist es ein Anzeiger für feuchthaltige und nasse Böden.

Scharbock ist eine alte Bezeichnung für Skorbut und wurde früher als Heilkraut gegen Skorbut (Vitamin C Mangel) verwendet.

 

Das Scharbockskraut gehört zu den Hahnenfuchsgewächsen.

Die Blätter sind herzförmig mit kurzen Stielen. Ihr Geschmack ist würzig, scharf und etwas herb. Die Blätter können als Salatbeilage oder für Kräutermischungen frisch oder getrocknet verwendet werden.

Sie enthalten viel Vitamin C, Saponine und Gerbstoffe und sind daher blutreinigend, helfen bei Frühjahrsmüdigkeit, Hautunreiheiten, Hämorrhoiden und Warzen.

 

Achtung: Die Blätter des Scharbockskrauts sollten nur mässig verzehrt werden, da sie auch das giftige Alkoloid Protoanemonin enthalten. Durch die Blüten verstärkt sich die Konzentration.

 

Die Blüten zeigen sich Anfang März bis Ende Mai. Sie sind gelb und sternenförmig angeordnet. Nach der Blüte bilden sich in den Blattachseln der unteren Blätter kleine Brutknospen. Aus diesen Brutknospen wachsen später neue Pflanzen.

giftige Alkaloid Protoanemonin

 

TAUSENDGÜLDENKRAUT

Das Tausengüldenkraut hat sternenförmige Blüten und gehört zu der Gattung der Enziangewächse. Sie ist 1-2jährige Pflanze und wird bis zu 50cm hoch. Sie steht unter Naturschutz, lässt sich aber gut selbst anbauen.

Tausendgüldenkraut enthält viele Bitterstoffe, die die Speichelbildung im Mund anregen. Dadurch produziert der Magen mehr Säure und es werden mehr Verdauungssäfte und -hormone ausgeschüttet.

 

Das ist förderlich bei:

  • Appetitlosigkeit
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Sodbrennen
  • leichte Krämpfe im Magen-Darm-Trakt

In der Naturheilkunde wird es zur Blutreinigung und bei Gallenkoliken, aber auch bei Fieber, Blasenbeschwerden oder Lebererkrankungen eingesetzt.

 

Dazu verwendet man nur die oberirdischen Pflanzenteile wie Stängel, Blätter und Blüten im getrocknetem Zustand als Tee .

Es gibt sie aber auch in Form von Tropfen oder Tabletten, meist kombiniert mit Enzian, Wermut oder Löwenzahn.

 

Achtung: Bei Entzündungen der Magen- oder Darmschleimhaut sollte das Tausendgüldenkraut nicht eingenommen werden.

Ansonsten sollten auch nicht mehr wie 2-3 Tassen als Tee pro Tag getrunken werden.

Den Tee kann man warm aufgiessen. Dafür 1 Tel. getrocknetes Tausengüldenkraut mit 150ml heissem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen und dann abfiltern.

Beim Kaltauszug  verwendet man die gleiche Menge und lässt sie über Nacht 6-10 Stunden ziehen. Dann seiht man alles ab.

 

Zur Appetittanregung trinkt man den Tee ca. 30 Minuten vor dem Essen, um Verdauungsbeschwerden zu lindern oder ihnen vorzubeugen nimmt man den Tee nach dem Essen.